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Unsere Vision der nationalen Gesundheitsplattform

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Was wäre, wenn es einen Ort im Internet gäbe, an dem Patientinnen und Patienten die für die eigene Gesundheit relevanten Informationen erhalten, die sie wirklich brauchen? Zum richtigen Zeitpunkt, ohne überhaupt danach zu suchen. Einen Ort, an dem sie vor Desinformation sicher sind, an dem der Schutz persönlicher Gesundheitsdaten respektiert und Datensouveränität groß geschrieben wird.

Einen solchen Ort haben wir im Projekt “Trusted Health Ecosystems” als Vision einer nationalen Gesundheitsplattform entwickelt. Unsere Vision bündelt Produkte qualitätsgeprüfter Anbieter. Dadurch entstehen passgenau zugeschnittene Informationen. Wir nennen das Patienteninformationspfade. Wir laden Sie nun auf eine Erkundungstour durch einen fiktiven Informationspfad ein.

Der Login erfolgt mittels der geplanten digitalen Gesundheits-ID. Das vermeidet aufwendige Registrierungsprozesse und schafft maximale Sicherheit bei der Identifikation. Die Benutzeroberfläche eines Informationspfads erinnert an soziale Netzwerke. Man findet sich im Feed also schnell zurecht. Im Zeitverlauf füllt sich dieser Feed aus unterschiedlichen Quellen mit personalisierten Informationen.

Auf unserer Tour erkunden wir nun den Informationspfad von unserer fiktiven Patientin Katharina Funke. Sie hat Knieschmerzen und erhält von ihrer Hausärztin die Verdachtsdiagnose Kniearthrose. Anders als bei der klassischen Recherche über eine Suchmaschine beginnen Patienteninformationspfade dort, wo Vertrauen entsteht, nämlich in den Behandlungszimmern von Ärztinnen und Ärzten oder anderen Gesundheitsberufen.

In unserem Beispiel hat die Hausärztin Katharina Funke den Informationspfad Kniearthrose empfohlen und ihr einen Link dazu übermittelt. Katharina Funke erhält zunächst grundlegende Informationen zu ihrer Verdachtsdiagnose, die ihr einen allgemeinen Überblick über die Erkrankung verschaffen. In den folgenden Wochen und Monaten wird Katharina Funke unterschiedliche Instanzen des Gesundheitssystems durchlaufen. Von der Diagnostik beim Facharzt über die Entscheidung für eine Operation im Krankenhaus und die medizinische Rehabilitation bis hin zur beruflichen Wiedereingliederung.

Ihr persönlicher Feed versorgt Katharina Funke immer mit den passenden Informationen zu ihrer Erkrankung, zum Versorgungssystem, zu Behandlungsalternativen und zu sozialrechtlichen Fragestellungen. Um den Feed individuell zuschneiden zu können, nutzt das System nach erfolgter Freigabe durch die Patientin oder den Patienten externe Datenquellen, wie die elektronische Patientenakte oder Gesundheits-Apps. Diese Daten liefern wichtige Hinweise zum aktuellen Bedarf. So werden relevante Informationen immer dann angeboten, wenn sie wirklich gebraucht werden. Information und Aufklärung sind dann kein punktuelles Ereignis mehr, sondern folgen einem Prozess.

Daher gleicht kein Informationspfad dem anderen. Die Inhalte folgen dynamisch dem individuellen Bedarf. Und das System bietet auch Informationen an, nach denen Nutzerinnen und Nutzer vielleicht gar nicht gesucht hätten. Wer zum Beispiel Krankengeld bezieht, sollte die damit verbundenen Pflichten kennen, um diesen Anspruch nicht zu verlieren. Sofern die Plattform über Kontextinformationen zur Krankschreibung verfügt, können solche Hinweise rechtzeitig angeboten werden.

Und das System kann noch mehr. Sobald ein neues Medikament verordnet wird, erscheint im Feed die passende Information zum Arzneimittel in Echtzeit. Vorausgesetzt Katharina Funke ist damit einverstanden. Außerdem bietet der Informationsfad immer auch passende digitale Services an. Wer den Hinweis zu einem neuen Arzneimittel erhält, kann im nächsten Schritt das digitale Rezept gleich einlösen. Des Weiteren informiert der Feed Katharina Funke über unterschiedliche Behandlungsoptionen und empfiehlt ihr parallel dazu digitale Zweitmeinungs-Services.

So hilft ihr die Plattform, neu erworbenes Wissen umzusetzen oder in Entscheidungen einfließen zu lassen.

Für die Komposition des individuellen Angebots greift das System auf die Informationen und Services von einer Vielzahl zertifizierter Anbieter zurück. Dazu zählen öffentliche Institutionen und gemeinnützige Organisationen ebenso wie kommerzielle Unternehmen. Das eröffnet den Nutzerinnen und Nutzern eine breite Auswahl passender Angebote und erschließt die Innovationskraft der gesamten Gesundheitsbranche. Falls mehrere Angebote infrage kommen, wird das Angebot angezeigt, das die beste Bewertung durch die Nutzer-Community erhalten hat. Über eine Schubladenfunktion lassen sich die übrigen Angebote jederzeit einsehen und auswählen.

So oder so ähnlich könnte eine nationale Gesundheitsplattform aussehen, die wirklich einen Unterschied macht. Für Patientinnen und Patienten und für das gesamte Gesundheitswesen.

Für die Realisierung einer solchen Plattform bedarf es natürlich einer rechtlichen Grundlage. Und es setzt die enge Zusammenarbeit aller relevanten Akteure voraus.

Mit unserer Produktvision möchten wir all diejenigen inspirieren, die an der Entwicklung einer nationalen Plattformstrategie mitwirken möchten.

Was wäre, wenn öffentliche Institutionen, Gesundheitsberufe, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in einem digitalen Ökosystem zusammenarbeiten?

Was wäre, wenn wir die Informationsarchitektur im Gesundheitswesen grundlegend verändern?

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Entdecken statt suchen: Prototyp für eine nationale Gesundheitsplattform

Der Kernservice der hier skizzierten nationalen Gesundheitsplattform besteht darin, personalisierte Informationspfade bereitzustellen, die dem sich wandelnden Informationsbedarf folgen und den Umgang mit Gesundheitsinformationen erheblich erleichtern könnten. Um unsere Idee zu illustrieren, haben wir ein prototypisches Design entwickelt, das zeigt, wie die nationale Gesundheitsplattform einmal aussehen könnte. Patientinnen und Patienten nutzen immer häufiger das Internet, um sich jenseits des traditionellen Gesundheitssystems zu informieren. Dabei greifen sie bislang vor allem auf die großen Suchmaschinen zurück.

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    Entdecken statt suchen: Prototyp für eine nationale Gesundheitsplattform

    Der Kernservice der hier skizzierten nationalen Gesundheitsplattform besteht darin, personalisierte Informationspfade bereitzustellen, die dem sich wandelnden Informationsbedarf folgen und den Umgang mit Gesundheitsinformationen erheblich erleichtern könnten. Um unsere Idee zu illustrieren, haben wir ein prototypisches Design entwickelt, das zeigt, wie die nationale Gesundheitsplattform einmal aussehen könnte.

    Patientinnen und Patienten nutzen immer häufiger das Internet, um sich jenseits des traditionellen Gesundheitssystems zu informieren. Dabei greifen sie bislang vor allem auf die großen Suchmaschinen zurück. Je nach Begriff zeigen Google & Co. Hunderttausende oder mehr Ergebnisse und es liegt in der Verantwortung der Informationssuchenden, in dieser Flut von Treffern die richtigen auszuwählen. Ohne sich dessen bewusst zu sein, werden sie in diesem Auswahlprozess nicht nur von objektiven Kriterien geleitet, sondern vor allem von intransparenten algorithmischen Systemen und der eigenen Gefühlswelt.

    Die Logik unserer Produktvision ist eine andere: Patientinnen und Patienten entdecken Informationen, statt danach zu suchen. Das sogenannte Pull-Prinzip der Suchmaschinen weicht dem Push-Prinzip der Messengerdienste und relevante Informationen werden zum passenden Zeitpunkt angeboten. Die Information und Aufklärung im Gesundheitswesen sind kein punktuelles Ereignis mehr, sondern folgen einem strukturierten Prozess und berücksichtigen individuelle Präferenzen sowie Kontextbedingungen der Patientinnen und Patienten (vgl. Informationsvermittlung als Prozess begreifen).

    Vertrauen als Ausgangspunkt

    Anders als die Suche über eine Suchmaschine beginnt der Informationspfad nicht jenseits des Versorgungssystems, sondern in den Sprech- und Behandlungszimmern und überall dort, wo Patientinnen und Patienten personale Unterstützung erfahren. Denn möglicherweise entsteht das Vertrauen in die Plattform gerade nicht online, sondern wo Menschen sich von Angesicht zu Angesicht begegnen. Daher sieht unser Konzept vor, dass die Angehörigen der Gesundheitsberufe einen Informationspfad per SMS-Link oder auch über die elektronische Patientenakte „verordnen“ bzw. empfehlen können.

    Persönlicher Informationsfeed

    Bei der Nutzerauthentifizierung sieht unser Konzept vor, die digitale Gesundheits-ID zu verwenden, die die Krankenkassen ihren Versicherten zur Verfügung stellen. Auf diese Weise werden aufwändige Registrierungsprozesse und unnötige Zugangsschwellen vermieden. Nach erfolgtem Login auf der Plattform öffnet sich eine Benutzeroberfläche, die an die großen sozialen Netzwerke erinnert. Das hat den Vorteil, dass Nutzerinnen und Nutzer sich schnell und unkompliziert zurechtfinden.

    Unseren Prototyp haben wir LIV getauft. Das Akronym steht für „leicht“, „individuell“ und „vertrauenswürdig“. Wir haben eine Variante für mobile Endgeräte und eine Desktop-Variante entworfen. Perspektivisch sind auch eine akustische Schnittstelle und eine Sprachsteuerung des Informationssystems denkbar.

    Wie bei Facebook, LinkedIn und vielen anderen sozialen Netzwerken steht im Mittelpunkt der Oberfläche ein sogenannter „Feed“ mit kachelähnlichen Posts, der sich im Zeitverlauf mit Informationen füllt. Ein großer Unterschied zu den sozialen Netzwerken: Es gehen deutlich weniger Informationen ein, denn Ziel der Plattform ist, die Informationslast zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität der Beiträge zu erhöhen. Die Inhalte werden daher in hohem Maße personalisiert und in Abhängigkeit von verfügbaren Kontextinformationen eingespielt.

    Wenn beispielsweise ein neues Medikament verordnet wurde, wird diese Kontextinformation bei vorliegender Nutzerfreigabe zum Beispiel über die elektronische Patientenakte an die Plattform weitergeleitet. Der Informationspfad zeigt dann in Echtzeit und vollautomatisch die passende Information zu dem Arzneimittel an. Kontextinformationen können aber auch aus vielen anderen Quellen, etwa von der Smartwatch, einem Sprachsystem oder über mobile Sensorik, in das Informationssystem einfließen und Anhaltspunkte für den situativen Informationsbedarf liefern.

    Integrierte Patienteninformation

    Die Informationspfade beziehen sich immer auf eine Erkrankung, werden also indikationsspezifisch angelegt. Der individuelle Zuschnitt des Informationsangebots ermöglicht grundsätzlich auch, unterschiedliche Indikationen zusammenzuführen, um ein integriertes und homogenes Angebot für Menschen mit mehreren Erkrankungen unterbreiten zu können.

    In unserer Produktvision haben wir einen Verlauf am Beispiel der Diagnose „Kniearthrose“ umgesetzt: Die fiktive Nutzerin Katharina Funke erhält zunächst eine Verdachtsdiagnose. Das ist der Beginn eines Weges durch unterschiedliche Instanzen des Gesundheitssystems von der fachärztlichen Diagnostik über die Entscheidung für eine Operation im Krankenhaus sowie die medizinische Rehabilitation bis hin zur beruflichen Wiedereingliederung: Der Informationspfad startet zunächst mit Basisinformationen zur Erkrankung, gefolgt von Informationen zum Versorgungssystem, zu Behandlungsalternativen und sozialrechtlichen Fragestellungen sowie Informationen zur Rehabilitation.

    Präventionspfade

    Das Prinzip der Informationspfade wird in unserer Produktvision am Beispiel der Erkrankung „Kniearthrose“ veranschaulicht. Das Grundprinzip der prozesshaften Informationsvermittlung ließe sich aber problemlos auch auf den Bereich der Prävention übertragen und sogar zielgruppenspezifisch und kultursensibel ausrichten. Auf diese Weise könnten gesunde Verhaltensweisen schrittweise eingeübt und verstärkt werden. Insbesondere vulnerable Gruppen ließen sich ohne Streuverluste zielgenau erreichen.

    Für die Gestaltung des individuellen Angebots greift das System auf die Informationen und Services einer Vielzahl zertifizierter Anbieter zurück und eröffnet den Nutzerinnen und Nutzern auf diese Weise eine breite Auswahl passender Angebote. Insofern ist es wahrscheinlich, dass zu einem Informationsanlass mehrere Angebote in Frage kommen. In einem solchen Fall wird das Angebot angezeigt, das die beste Bewertung von der Nutzercommunity erhalten hat. Über eine Schubladenfunktion lassen sich die übrigen Angebote einsehen und auswählen.

    Neues Wissen anwenden

    Unter den Informationen bietet der Pfad immer auch passende digitale Services an: Wer Informationen zu einem neuen Arzneimittel erhält, kann im nächsten Schritt das digitale Rezept einlösen. Nutzerinnen und Nutzern, die Informationen zu unterschiedlichen Behandlungsoptionen erhalten, wird anschließend ein Zweitmeinungsservice angeboten. Und den Informationen zu gesunder Ernährung folgen digitale Anwendungen mit Kochrezepten und Ernährungsplänen. Diese Verknüpfung von Informationen und Services hilft, neu erworbenes Wissen praktisch umzusetzen oder in Entscheidungen einfließen zu lassen.

    Verknüpfung von Informationen und relevanten Services

    Kein Informationspfad gleicht dem anderen: Die Inhalte folgen dynamisch dem individuellen Bedarf und berücksichtigen neben medizinischen Themen auch rechtliche und psychosoziale Fragestellungen. Das System bietet zudem Informationen an, nach denen Nutzerinnen und Nutzer möglicherweise gar nicht gesucht hätten. So kann beispielsweise noch vor Eintreten des Anspruchs auf Krankengeld proaktiv über die damit verbundenen Rechte und Pflichten informiert werden.

    Die Benutzeroberfläche könnte auch ganz anders aussehen und auch der Kernservice könnte ein anderer sein. Die Produktvision illustriert aber, dass eine nationale Gesundheitsplattform etliche Mehrwerte schaffen könnte, ohne selbst redaktionelle Inhalte zu erstellen. Sie zeigt, dass es möglich wäre, gute Informationen zu bündeln sowie Patientinnen und Patienten im Umgang mit Informationen zu entlasten. Die Qualitätsprüfung der Anbieterseite, die Umkehr des Suchmaschinenprinzips, die Personalisierung von Informationen und die prozessorientierte Vermittlung – all das lässt ein neues Format entstehen, das die Informationsverarbeitung erleichtert, informierte Entscheidungen unterstützt und Vertrauen in digitale Lösungen möglich macht.

    Literatur

    Bol N, Smit ES, Lustria MLA (2020): Tailored health communication: Opportunities and challenges in the digital era. Digital Health, 6, 1-3. (Quelle)

    Kynoch K, Ramis MA, Crowe L, Cabilan CJ, McArdle A. (2019): Information needs and information seeking behaviors of patients and families in acute healthcare settings: a scoping review. JBI Database System Rev Implement Rep, 17(6): 1130-1153. (Quelle)

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    Wer ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt, muss meist viele Fragen zur Krankengeschichte beantworten. Ärztinnen und Ärzte stellen diese Fragen, um die Zahl der möglichen Diagnosen einzugrenzen. Diese sogenannte Anamnese ist ein fester Bestandteil der ärztlichen Diagnostik und die darin enthaltenen Kontextinformationen helfen, im nächsten Schritt die passende Behandlung zu finden. So lassen Kontextinformationen in den unterschiedlichsten Bereichen unseres Lebens Nutzen entstehen.

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    Viele Anbieter von Gesundheitsinformationen verfolgen gute Absichten. Sie möchten das Gesundheitsverhalten ihrer Adressaten positiv beeinflussen, Hilfestellung bei der Krankheitsbewältigung leisten oder Behandlungsentscheidungen unterstützen. Im digitalen Zeitalter verfehlen viele dieser Informationen jedoch das Nadelöhr der Aufmerksamkeit und verhallen wirkungslos in der ständig wachsenden Informationsflut.

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