archive

Jugendbeteiligung – Warum sind die Meinungen junger Menschen zu digitaler Gesundheit so wichtig?

Transkript

Intro

Ich glaube, jeder Mensch auf diesem Planeten wird immer ein Experte seiner eigenen Erfahrung sein, und das ist an und für sich schon sehr wertvoll.

Was steckt hinter dem Konzept von sinnvoller Jugendbeteiligung?

Die sinnvolle Beteiligung junger Menschen besteht im Wesentlichen aus zwei Dingen. Das eine ist Zuhören, das zweite ist Handeln. Es gibt so viele junge Leute – in all ihrer Vielfalt. Was ich immer interessant finde: Junge Menschen mögen aus verschiedenen Positionen in der Gesellschaft kommen. Sie können einen ganz unterschiedlichen sozioökonomischen Status haben. Sie können vor geografischen Barrieren stehen. Jeder Mensch hat unterschiedliche Herausforderungen und Hindernisse zu meistern. Daher ist es sehr wichtig, wenn wir das Konzept der sinnvollen Jugendbeteiligung betrachten, dass wir wirklich die Lebenswelten junger Menschen einbeziehen, die betroffen sind. Im Gesundheitswesen ist das ein sehr umfassendes Thema. Aber wer sind die Hauptpersonen, denen nicht zugehört wird? Und wie und mit welchen Maßnahmen können wir ihren Problemen und Herausforderungen begegnen, mit denen sie konfrontiert sind? Manchmal werden wir an den Tisch eingeladen und danach passiert nichts. Daher ist es wichtig, auf die Rückmeldungen und Erkenntnisse zu reagieren.

Was sind die größten Herausforderungen junger Menschen, wenn sie sich in Initiativen zur digitalen Gesundheit engagieren möchten?

Ich denke, das erste Problem junger Menschen ist, dass ihnen nicht bewusst ist, welche Möglichkeiten und Räume es gibt, in die sie sich einbringen können. Manchmal sind diese nicht ausreichend gesellschaftlich verankert oder allen bekannt. Die zweite ziemlich große Herausforderung ist eine Frage der Ressourcen. Denn junge Menschen haben viele unterschiedliche Ideen. Wir sind eine Generation von Innovatoren. Aber nicht immer verfügen wir über die nötigen Möglichkeiten, um diese auch tatsächlich umsetzen zu können. Und ich denke, das führt uns zur dritten Herausforderung, bei der es darum geht, dass Entscheidungsträger nicht immer bereit sind, uns zuzuhören. Sie könnten sagen, du bist zu jung, du hast nicht genug Erfahrung, du weißt nichts. Jeder verdient einen Raum, indem er zu Wort kommen kann. Aber ich glaube, jeder einzelne Mensch auf diesem Planeten ist immer ein Experte auf seinem eigenen Gebiet. Und das ist an und für sich schon sehr wertvoll.

Du brauchst einen jungen Menschen im ländlichen Guatemala, der von seinen Lebenserfahrungen erzählen kann. Oder indigene Personen aus anderen Gebieten Lateinamerikas. Oder jemand, der sein ganzes Leben auf einer Insel in der Karibik verbringt. All diese Erfahrungen sind völlig unterschiedlich. Und wir brauchen Räume und Möglichkeiten, um unsere eigenen Erfahrungen teilen zu können.

Welchen Rat würdest du Jugendorganisationen geben, die sich im Bereich digitale Gesundheit einbringen möchten?

Eine Jugendorganisation sollte als Erstes dafür sorgen, dass sie sehr präsent ist. Sie mag vielleicht eine Handvoll Vertreter innerhalb der Organisation haben, die rausgehen und sprechen. Aber sie sollte sicherstellen, dass sie tatsächlich für die Gemeinschaft der Menschen sprechen, aus der sie kommen. Wenn du aus Jamaika kommst, musst du also sicherstellen, dass du nicht nur zu denen sprichst, die wie ich aus Kingston kommen, sondern auch zu denen, die aus ländlicheren Gemeinden wie St. Elizabeth oder Mandeville stammen. Daher ist es wichtig, diese kombinierte Perspektive zu haben.

Der zweite Punkt, den ich hier ansprechen möchte, betrifft die Bedeutung der digitalen Kompetenz und des digitalen Verständnisses. Wir müssen sicherstellen, dass die Lösungen oder die Welt, für die wir uns einsetzen, nicht die Welt vergisst, in der wir uns gerade befinden. Für jede Gruppe, für die du dich einsetzt, musst du bewerten, wo sie heute steht und was konkret im nächsten oder übernächsten Jahr passieren kann. Einige Gruppen haben keinen Internetzugang. Oder wenn doch, dann wissen manche nicht, wie man einen Computer richtig nutzt. Und man muss die spezifischen Bedürfnisse der Menschen dort berücksichtigen und welches das nächstbeste digitale Gesundheitstool ist, das ihnen helfen kann.

Was sind die zukünftigen Trends im Bereich digitale Gesundheit aus der Perspektive junger Menschen?

Ich werde darüber sprechen, was sich junge Leute wünschen. Und dazu gehört ein stärkerer Fokus auf psychische Gesundheit. Interessanterweise halten junge Menschen auf der ganzen Welt, insbesondere in Lateinamerika und der Karibik, dies für ein Thema von großem Interesse. Deshalb bin ich davon überzeugt, dass wir in diesem Bereich mehr digitale Gesundheitslösungen sehen werden.

Der nächste Punkt wird der Datenschutz sein und wie wir kommunizieren, wie unsere Daten auf diesen Plattformen verwendet werden. Ich glaube, das ist etwas, was junge Menschen sich unbedingt wünschen. Und ich hoffe, dass (politische) Entscheidungsträger und auch private Unternehmen dies berücksichtigen werden.

Inhalt

Expertin

Danielle Mullings ist Beraterin für digitale Transformation in den Bereichen Gesundheit und Bildung. Sie hat einen Abschluss in Naturwissenschaften und Technologie. Ihre Leidenschaft für Technologie entdeckte sie am Campion College, wo sie in der Caribbean Advanced Proficiency Examination (CAPE) Computer Science durch herausragende Leistungen auffiel. Danielle setzt sich dafür ein, Technologie zur Förderung gesellschaftlicher Veränderungen zu nutzen. Sie arbeitete als Impact & Partnerships Officer für Transform Health, einer globalen Allianz für allgemeine Gesundheitsversorgung (engl. „Universal Health Coverage“). Sie war auch an verschiedenen digitalen Gesundheitsinitiativen für Jugendliche beteiligt und als UNICEF U-Report Jamaika-Botschafterin tätig.

Treten Sie mit uns in Kontakt


    Digitale Gesundheit – Patientenbeteiligung als Schlüssel zum Erfolg

    Transkript

    Intro

    Um Vertrauen bei Patientinnen und Patienten aufzubauen, ist es meiner Meinung nach sehr wichtig, sie in die Gestaltung digitaler Gesundheitssysteme einzubeziehen.

    Wie sollten Patientinnen und Patienten in die Realisierung einer nationalen Gesundheitsplattform einbezogen werden?

    Zuallererst ist es ein moralischer Imperativ, sie bei der Realisierung jeder nationalen Gesundheitsplattform zu involvieren. Aber darüber hinaus ist es ein „Business Case“ für nationale Gesundheitsplattformen, die darauf abzielen, die Gesundheit zu verbessern. Es geht darum, solche Plattformen gemeinsam mit denen zu entwickeln, die die Versorgung in Anspruch nehmen.  Wenn man also gute Ergebnisse im Sinne der Patientinnen und Patienten erzielen möchte, ist es wichtig, zunächst zu wissen, welche Bedürfnisse sie haben und die Gesundheitsplattformen daran ausrichten. Das ist logisch und auch viel effizienter.

    Wie können digitale Plattformen Patientenpartizipation unterstützen?

    Digitale Gesundheitsplattformen geben Patientinnen und Patienten ein enormes Versprechen, weil sie ihnen den Zugang zu eigenen Gesundheitsinformationen erleichtern und verbessern können. Der Zugang zu Informationen kann das Verständnis für den eigenen Behandlungsverlauf verbessern –  schon vor einer Erkrankung und dann während der Behandlung. Das ist aus meiner Sicht wirklich wichtig, denn es macht die Beteiligung am eigenen Behandlungsverlauf zur Normalität. Darüber hinaus erleichtern Plattformen den Dialog zwischen Gesundheitsberufen und den Patientinnen und Patienten.

    Was ist das Ziel des „Manifests der Patientenorganisationen“ (The Patient Organisations’ Manifesto)?

    Im Gesamtkonzept, das Patienten-Empowerment, –beteiligung, –einbindung und –design umfasst, stehen immer die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt. „Das Manifest der Patientenorganisationen“ ist ein Tool, eine Vision für die Zukunft, die wir als Patienten-Community mit unseren Mitgliedern und Stakeholdern in einem echten Co-Creation-Prozess entwickelt haben, um auszudrücken: „So soll die Zukunft für Patientenorganisationen aussehen.“ Ohne die Einbeziehung von Patientinnen und Patienten ist Gesundheitsversorgung heute nicht mehr möglich.

    Patienten-Empowerment ist ein Konzept zur Förderung der Gesundheitskompetenz. Es lädt aber auch dazu ein, sich an der eigenen Behandlung zu beteiligen und gibt dafür die nötigen Hilfsmittel an die Hand. Patienten-Engagement umfasst die Kommunikation mit Patientinnen und Patienten über Themen, die sie beschäftigen. Beim Patienten-Design geht es um die Entwicklung von Gesundheitstools mit Patientinnen und Patienten und darum, ihre Stimme in Arbeitsabläufe einzubringen. Das gesamte weiter gefasste Konzept der Patienten-Beteiligung berücksichtigt sie alle als Teil oder Förderer eines demokratischen Prinzips, das Patientengruppen aktiv beteiligt und mitentscheiden lässt, wie Gesundheitssysteme die Versorgung gestalten.

    Inhalt

    Expertin

    Anca Toma ist die Geschäftsführerin des Europäischen Patientenforums (EPF), das als Bindeglied zwischen Patientenorganisationen und EU-Politikern fungiert. Mit über 15 Jahren Erfahrung in der europäischen Gesundheitspolitik arbeitet sie in den Bereichen politische Interessenvertretung, strategische Kommunikation, Entwicklung und Koordination erfolgreicher europaweiter Interessenvertretungskampagnen.

    Treten Sie mit uns in Kontakt